Eltern sind wichig

Eltern sind wichtig!
(von Stephen Rowley)

Warum ein Ratgeber für Eltern?

Heute spielen mehr Kinder, als jemals zuvor Tennis. Manche von ihnen nur zum Spaß. Andere nehmen den Sport ernster und verbringen jede Woche viele Stunden damit, ihre Technik und ihre Fitness zu verbessern. Egal, wie sehr die Eltern eingebunden sind, sie spielen eine wichtige Rolle. Sie sind natürlich an Fortschritten ihres Kindes interessiert und versuchen so viel als möglich dazu beizutragen. In den meisten Fällen ist die Unterstützung und das Interesse von einem oder mehreren Elternteilen sogar unbedingt erforderlich.

Einige Mütter und Väter helfen, indem sie die Kinder zum Training oder zu Turnieren bringen und anschließend wieder abholen, andere, indem sie die schmutzige Wäsche waschen oder zu den unmöglichsten Zeiten kochen.

Manchmal engagieren sich die Eltern aber zu sehr und setzen das Kind dadurch ungewollt unter Druck. Das Kind soll dann härter trainieren als es eigentlich will, und der Spaß an Turnieren wird gegen die Wichtigkeit eines Sieges eingetauscht.

Das eigene Kind beim Wettkampf zu beobachten, kann eine emotional aufreibende Aufgabe sein. Es ist nämlich durchaus möglich, dass Sie, liebe Eltern, den Sport ihres Kindes ernster nehmen, als dieses selbst es tut. Die meisten Eltern möchten natürlich nur helfen. Es ist aber wichtig, dass die jungen Athleten lernen, das Training und den Wettkampf nicht als Bedrohung, sondern als gesunde, vergnügliche Herausforderung zu sehen. Weiters ist es wichtig, dass das Kind erfährt, dass Anstrengung durch Erfolg belohnt wird. Eine Überbetonung des Sieges von Seiten der Eltern kann in Angst vor Versagen umschlagen, wenn das Kind das Gefühl bekommt, dass die Liebe und der Respekt der Eltern von seinem Erfolg im Sport abhängt.

Es scheint das größte Problem zu sein, dass die meisten Eltern nicht sicher wissen, wie sie ihrem Kind am Besten helfen können. Dieser Führer richtet sich an die Tenniseltern, die sich bestmöglich einsetzen und außerdem sicher sein möchten, dass weder sie, noch die Kinder die Freude am Sport verlieren.
Einige Fragen

Bevor Sie weiterlesen, halten Sie doch bitte einen Moment inne, um zu überlegen, wie viel der Sport ihres Kindes Ihnen wirklich bedeutet. Beurteilen Sie, wie sehr Sie persönlich mit dem Sport Ihres Sohnes oder ihrer Tochter verwickelt sind, indem Sie die folgenden Fragen lesen und anschließend beantworten.

  • Ist der Wunsch nach Siegen größer, als der Ihres Kindes?
  • Zeigen Sie Ihre Enttäuschung bei einer Niederlage Ihres Kindes?
  • Haben Sie das Gefühl, Ihr Kind vor einem Wettkampf psychisch aufbauen zu müssen?
  • Denken Sie, dass Ihrem Kind der Sport nur Spaß macht, wenn es auch gewinnt?
  • Führen Sie nach dem Match oder nach dem Training sofort Analysen durch?
  • Haben Sie manchmal den Wunsch, ins Training oder ins Match eingreifen, weil Sie denken, dass Sie es besser können, als Ihr Kind?
  • Ist Ihnen der Gegner Ihres Kindes meistens unsympathisch?


Wenn Sie auf einige dieser Fragen auf „ja“ geantwortet haben, könnte es sein, dass Sie unnötigen Druck auf ihr Kind ausüben. Das könnte wiederum zu einer eventuellen Ablehnung des ganzen Sports durch das Kind oder sogar zu einer dauerhaften Schädigung Ihrer Eltern-Kind-Beziehung führen. Die folgenden Gebote und Verbote sollen Ihnen dabei helfen, Ihr Kind so gut als möglich zu unterstützen und unangenehme Nebenwirkungen Ihres Engagements zu vermeiden.
Wie Sie helfen können!

Einige Gebote

  • Lernen Sie den Tennislehrer Ihres Kindes besser kennen – er oder sie kann eine wichtige Rolle in der Entwicklung Ihres Kindes spielen. Wenn Sie bei der Auswahl eines Coaches Hilfe brauchen, treten Sie mit dem Verband in Kontakt.
  • Respektieren Sie die Meinung Ihres Trainers – er oder sie sollten über bessere Fachkenntnisse über Tennis und die Entwicklung von jungen Spielern verfügen, als Sie.
  • Beurteilen Sie die Fortschritte Ihres Kindes – haben Sie keine Angst davor, den Trainer zu fragen, welche Pläne und Ziele er oder sie für Ihr Kind hat. Fragen Sie den Trainer nach Entscheidungen, die Sie nicht verstehen oder mit denen Sie nicht einverstanden sind. Es ist wichtig zu wissen, welche Ziele der Trainer für Ihr Kind hat, um abschätzen zu können, ob Sie erreicht wurden.
  • Unterhalten Sie sich mit anderen Eltern – oft ist es wichtig, Kontakt mit anderen Eltern zu haben. Sei es, um Probleme zu besprechen, sei es, um sich beim Fahren abzuwechseln.
  • Schaffen Sie klare Fronten – finden Sie heraus, wann es am Günstigsten ist, den Coach wegen des Trainings oder wegen der Turniere zu kontaktieren. Kritisieren Sie Ihr Kind oder den Trainer nicht vor den Eltern anderer Spieler.
  • Anerkennen Sie sowohl das Bemühen als auch die Resultate – beurteilen Sie den Fortschritt Ihres Kindes nicht nach der Zahl der gewonnenen Spiele oder Turniere. Es ist wichtig die Bemühungen zu erkennen und zu belohnen.
  • Gehen Sie großzügig mit Anerkennungen um – während eines Spieles ist es wichtig, beiden Spielern zu applaudieren, wenn Sie sich anstrengen. Das gibt nicht nur ein gutes Beispiel, es reduziert auch den Druck, der auf beiden Spielern lastet.

Einige Verbote

  • Reagieren Sie auf ein schlechtes Resultat oder einen Fehler nicht mit Bestrafung oder Kritik – geben Sie Ihrem Kind Zeit, sich selbst darüber klar zu werden, was falsch gelaufen ist und weshalb. Wenn Sie um Ihren Rat gefragt werden, sollten Sie zuerst etwas Gutes loben und erst anschließend Ihren Verbesserungsvorschlag anbringen. Dabei sollten Sie die positiven Ergebnisse betonen, die eintreten werden, wenn Ihre Anweisung befolgt wird und den Schwerpunkt nicht so sehr auf die negativen Konsequenzen des Fehlers legen. Es ist wesentlich für die Eltern, den Eindruck, Sie würden das Kind nach einer Niederlage weniger schätzen, zu vermeiden.
  • Schauen Sie nicht weg, wenn sich Ihr Kind schlecht benimmt oder gar schummelt – in solchen Fällen ist vernünftiges, rasches Handeln gefragt. Schweigen bedeutet, dass Sie solches Verhalten dulden. Zumindest würde es heißen, dass Sie Charakter, persönlichen Respekt und Regeln im Sport keine besondere Bedeutung beimessen.
  • Vergessen Sie nicht, dass Sie Ihr Kind noch im Wachstum befindet – Training, das für einen Erwachsenen angebracht ist (z.B.: Drills und die Arbeit mit schweren Gewichten) kann sich langfristig negativ auf das Wachstum und die Entwicklung Ihres Kindes auswirken.
  • Vermeiden Sie Coaching von der Outlinie – versuchen Sie auch Ihrem Kind selbstständiges Denken beizubringen. Ein dauernder Strom von Anweisungen verwirrt das Kind nur unnötig, vor allem wenn er im Widerspruch zu den Instruktionen des Trainers steht.
  • Nehmen Sie Verletzungen und Schmerzen ernst – Kinder sind oft sehr zurückhaltend bei der Beschreibung von Sportverletzungen, besonders, wenn Sie dadurch das Training oder ein Match versäumen würden. Beachten Sie also Klagen über die Gesundheit genau. Es ist wichtig, Verletzungen ernst zu nehmen. Ärgere Verletzungen können dadurch vermieden werden. Wenn Ihr Kind intensiv trainiert, sollten Sie es auch regelmäßig untersuchen lassen.
  • Ignorieren Sie anderen Kindern nicht – manchmal fühlen sich Geschwister ausgeschlossen und vernachlässigt, wenn der ganze Haushalt den kleinen Athleten hofiert. Sie müssen Tennis und die Interessen Ihrer anderen Kinder gleichwertig behandeln.
  • Lassen Sie es nicht zu, dass sich eine Situation entwickelt, in der das Kind Angst hat zu verlieren, nur weil es Angst vor Ihrer Reaktion hat. Die Angst zu verlieren kann Ihr Kind dazu führen, Verletzungen vorzutäuschen, bestimmte Spiele zu vermeiden oder unnötig vorsichtig zu spielen.
  • Zwingen Sie einen jungen Menschen nicht, sich gänzlich auf Tennis zu spezialisieren – Kinder sollten ihre eigenen Vorlieben entwickeln dürfen. Wenn man sein Kind bis zu einem Alter von 15 oder 16 Jahre nur Tennis spielen lässt und es von anderen körperlichen Aktivitäten völlig ausschließt, kann das nicht nur zu Verletzungen, sondern auf lange Sicht auch zu einem Absinken der Begeisterung für das Spiel selbst führen.
  • Begrüßen Sie Ihr Kind nicht immer mit „Hast du gewonnen?“ – warum fragen Sie nicht „Hat es dir Spaß gemacht?“
  • Versuchen Sie nicht bei jeder Trainingseinheit und jedem Match anwesend zu sein – es ist wichtig für die zukünftige Entwicklung Ihres Kindes im Sport, darauf zu vertrauen, dass es die richtigen Entscheidungen selbst trifft. Das ist der erste Schritt in der kontinuierlichen Entwicklung von Eigenmotivation und Eigenverantwortung. Ständige Überwachung kann den jungen Tennisspieler emotionell und auch anderweitig übermäßig abhängig von der Anwesenheit und dem Rat der Eltern machen.
  • Sagen Sie nicht „wir“ haben gewonnen oder „wir“ haben verloren – es ist wichtig, dass Sie nicht so sehr in das Spiel Ihres Kindes verwickelt werden, dass Sie sich eines Tages sagen hören „wir“ haben gewonnen oder „wir“ haben verloren. Erinnern Sie sich an die Rollenverteilung: das Kind spielt; Sie können es ermutigen und unterstützen aber nicht an seiner Stelle spielen.


Vorausgesetzt, dass das Kind sich realistischen Herausforderungen gegenüber sieht, sollte im Tennis vor allem Spaß machen. Egal auf welchem Niveau es gespielt wird. Mit der richtigen elterlichen Unterstützung wird Ihr Kind nicht nur sein athletisches Potential in einer angenehmen, sportlichen und nicht stresserfüllten Atmosphäre entwickeln können, Sie bieten ihm auch die Möglichkeit, einen Sinn für Leistung und Kompetenz und ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln.

Das elterliche Beispiel ist sehr wichtig. Wenn aber nicht einmal Sie selbst mit den Höhen und Tiefen des Tennislebens Ihres Kindes umgehen können – wie können Sie dann erwarten, dass Ihr Kind das kann?

Wir danken Ihnen, dass Sie bis hier her gelesen haben und wünschen viel Spaß beim Tennissport.

Quelle: www.planetsport.at